9. Sinfoniekonzert

Wolfgang Amadeus Mozart
Sinfonie Nr. 38 D-Dur KV 504 („Prager“)

Josef Suk
Pohádka léta (Ein Sommermärchen)
Sinfonische Dichtung op. 29

Dirigent • Hermann Bäumer
Philharmonisches Staatsorchester Mainz

Als Wolfgang Amadeus Mozart im Januar 1787 nach Prag reiste um seine Oper Le nozze di Figaro zu dirigieren, hatte er auch eine neue Sinfonie im Gepäck, die dort uraufgeführt wurde und seitdem „Prager Sinfonie“ heißt. Sie ist inmitten der Arbeit an seiner Oper Don Giovanni entstanden und das hört man der Sinfonie Nr. 38 KV 504 in D-Dur auch an, sie hat die Don Giovanni-Atmosphäre in einer packenden sinfonischen Vision bereits vorweggenommen. In keiner anderen Mozart-Sinfonie liegen Dramatik, Heiterkeit und tiefe Abgründe so dicht beieinander und genau das ist das Neue: Die Gattung Sinfonie war als Eröffnung der Oper entstanden, um das Publikum zum Zuhören zu bewegen. Jetzt, in der „Prager Sinfonie“, hat Mozart sie zu einem Kunstwerk erhoben, das ohne Worte genau dieselben Gefühlswelten heraufbeschwören kann wie eine ganze Oper.

In Prag lebte rund 150 Jahre später auch Josef Suk, der nach seinem Schwiegervater Antonín Dvořák wohl bedeutendste tschechische Sinfoniker. Der Titel Pohádka léta op. 29 (Ein Sommermärchen) klingt leicht und heiter, jedoch schuf Suk das Werk nach dem Tod seines verehrten Schwiegervaters und kurz darauf auch seiner geliebten Frau Otylka, Dvořáks Tochter. Die fünf Sätze der Tondichtung schildern den möglichen Verlauf eines Sommertages, ohne sich jedoch eindeutig mit einer Textvorlage in Verbindung bringen zu lassen. Vielmehr sind es eine Reihe von Impressionen von der ersten Morgenstunde bis in die tiefe Nacht, die für den Versuch stehen, nach der erlittenen Tragödie zurück ins Leben zu finden. Doch dabei hat der imaginäre Held auch mit verrückten Trugbildern, Halluzinationen und einem Hexensabbat zu kämpfen, ehe er am Ende Frieden und Trost erlangt. Das Dreiviertelstundenwerk steht auf einer Stufe mit jener Musik des frühen 20. Jahrhunderts, in deren Umfeld es 1907 bis 1909 entstand: Mahler, Debussy, Strauss, Skrjabin. Dabei erweist sich Josef Suk einerseits als ein unverkennbar volksverbundener böhmischer Musikant wie Dvořák, andererseits als ein exzellenter Klangvirtuose, dessen impressionistische Zaubereien eine ganz eigene, bisher hierzulande kaum bekannte Qualität haben.