9. Sinfoniekonzert

Gustav Mahler

Sinfonie Nr. 10 Fis-Dur (Aufführungsfassung von Deryck Cooke)

Hermann Bäumer · Dirigent

Singulärer Programmpunkt des 9. Sinfoniekonzertes ist die unvollendete 10. Sinfonie von Gustav Mahler in der ergänzten Fassung von Deryck Cooke.

Wer als Komponist eine Zehnte versucht, riskiert viel: man denke an die Last und das Schicksal eines Beethoven, Bruckner, Dvořák. Gustav Mahler hat sich in seinen letzten beiden Lebensjahren mit seiner 10. Sinfonie beschäftigt, mitten in einer schweren Ehekrise. In den Skizzen finden sich eine Reihe von Eintragungen, die sich leicht als das Echo der Auseinandersetzungen mit Alma Mahler und seiner Todesahnung lesen lassen. Als der Komponist im Mai 1911 starb, lag keiner der fünf geplanten Sätze in Reinschrift vor. Jedoch existiert von allen ein Particell, d. h. ein auf mehreren Notensystemen notierter Auszug des Stimmenverlaufs, gelegentliche Instrumentationsangaben sowie streckenweise veritable Partiturentwürfe. Der 1. Satz (Adagio) war soweit instrumentiert, dass er ohne Zusätze von fremder Hand gespielt werden konnte.

Mehrere namhafte Komponisten, darunter Schönberg, Schostakowitsch und Webern, lehnten eine Fertigstellung des Fragments ab, um die sie Mahlers Witwe gebeten hatte. Erst Jahrzehnte später entstanden mehrere Rekonstruktionen des Gesamtwerks. Für den Konzertgebrauch hat sich die Fassung des britischen Musikwissenschaftlers Deryck Cooke durchgesetzt. Seitdem ist die Musikwelt gespalten: Ist es legitim, Mahlers letzte Visionen fortzuschreiben? Reicht das Material tatsächlich für eine abendfüllende Sinfonie aus? Auf die Antworten von Hermann Bäumer und dem Philharmonischen Staatsorchester Mainz kann man gespannt sein.