6. Sinfoniekonzert Mainzer Komponist*innenportrait 2023

George Whitefield Chadwick

Jubilee, aus: Symphonic Sketches

 

Han Lash

The Peril of Dreams.
Konzert für zwei Harfen und Orchester

 

Han Lash

Forestallings (UA)

 

Leonard Bernstein

Symphonic Dances,
aus: West Side Story

Dirigat: Hermann Bäumer
Harfe: Prof. Andreas Mildner, Bea Anton

Das 6. Sinfoniekonzert eröffnet das Mainzer Komponist*innenportrait 2023, welches dem Werk von Han Lash gewidmet ist, einer Musik, die von der New York Times als „auffällig, ein­fallsreich und ansprechend grüblerisch“ gefeiert wird. Gleichermaßen beein­druckt wählte das Mainzer Publikum bereits vor einigen Jahren eine von Lashs Kompositionen zum Favoriten im Sonderkonzert Auf Wiederhören.

Bereits der Auftakt des Konzertes richtet den Blick nach Amerika: Hermann Bäumer dirigiert zunächst Jubilee aus den Symphonic Sketches von George Whitefield Chadwick. Der Spätromantiker galt als einer der he­rausragendsten Komponisten Amerikas. Er demonstrierte, dass es einen eigen­ ständigen amerikanischen Stil inner­halb der klassischen Musik geben konnte, der qualitativ den europäischen Vorbildern in nichts nachstand.

Die Symphonic Sketches sind sein erfolgreichstes Werk, rhythmisch vital, triumphal und voll strotzendem Selbst­bewusstsein. Jubilee ist der erste Satz der viersätzigen Komposition, die ebenso als Sinfonie hätte durchgehen können. Die Vermutung liegt nahe, dass der Komponist auf den tradierten Titel verzichtete, weil der Inhalt weniger tiefsinnig und schwergewichtig angelegt ist. Chadwick selbst bemerkte: „They are not very serious, but they sound.“

Hauptwerk des Abends ist das Kon­zert für zwei Harfen und Orchester The Peril of Dreams (Die Gefahr der Träume – 2019) von Han Lash, das in vier inhaltlich verknüpften Sätzen die Thematik des Träumens und der damit verbundenen Gefahren aufgreift. Neben Han Lash selbst tritt Bea Anton, die Soloharfenistin des Philharmonischen Staatsorchesters, als Solistin auf.

Das 2020 uraufgeführte Werk Forestallings (Vorwegnahmen) ist ein Tribut an den Jubilar ebenjenes Jahres: Ludwig van Beethoven. Han Lash nahm die Eröffnungsgeste von dessen 2. Sinfonie als Impuls, um daraus eine eigene, von Beethoven abweichende Richtung zu entfalten, mit Strukturen, Harmonien und Tempi zu spielen. In Mainz erfährt das Stück mit dem im Auftrag des Staatsorchesters kom­ponierten 4. Satz seine Ur-­ und euro­päische Erstaufführung.

Die furiosen Symphonic Dances aus der West Side Story von Leonard Bernstein schlagen eine Brücke zum Beginn des Abends. Das Erfolgsmusical ist eine moderne Adaption von Shakes­peares Romeo und Julia. Drei Jahre nach der umjubelten Uraufführung stellte Bernstein die schmissigsten Tanzsätze zu einer sinfonischen Suite zusammen – die spannungsgeladene, explosive Mu­sik vereint Jazz, romantische Oper und lateinamerikanische Rhythmen zu ei­ner unverwechselbaren, mitreißenden Mischung.