6. Sinfoniekonzert

Anton Eberl

Sinfonie d-Moll op. 34

Franz Clement

Konzert für Violine und Orchester Nr. 1 D-Dur

Ludwig van Beethoven

Sinfonie Nr. 2 D-Dur op. 36

Sarah Christian • Violine
Reinhard Goebel • Dirigent

Das Programm des 6. Sinfoniekonzertes leuchtet ins Wiener Musikleben an der Schwelle zum 19. Jahrhundert: Der Dirigent Reinhard Goebel setzt den Beethoven-Fokus 2020 in Kontext zu Werken seiner Zeitgenossen. Damals wirkte vieles von Beethoven noch ziemlich befremdlich, das Publikum zog die etwas gefälligeren Kompositionen seiner Kollegen vor. Darauf müssen die Komponisten Franz Clement und Anton Eberl, letzterer ein Mozartschüler, heutzutage wohl noch warten. In der Gegenüberstellung wird aber hörbar, dass viele Wendungen, die wir heute als typischen Beethoven erkennen, tatsächlich dem Epochengeist und Zeitgeschmack entsprechen. Reinhard Goebel erklärte dazu in einem Interview mit dem BR: „Ja, und dann werden wir nämlich feststellen, dass wir Beethovens Wurzeln eigentlich gar nicht ganz genau kennen. Also das Zerbrochene, oder das Mit-dem-Kopf-durch-die-Wand, das Biestige und Böse – das hatten andere Komponisten auch schon.“ Mit der Solistin Sarah Christian, der Gewinnerin des letzten ARD-Musikwettbewerbes im Fach Violine, hat Goebel eine souveräne Partnerin für diese Spurensuche in Clements Violinkonzert gefunden. Und schließlich der Jubilar selbst: Während der Ausarbeitung seiner 2. Sinfonie dokumentierte Ludwig van Beethoven 1802 im sogenannten „Heiligenstädter Testament“ die Verzweiflung über seine beginnende Ertaubung. Ob die heitere, stellenweise überschäumende Musik als eine Art Anti-Reaktion auf seine Krankheit zu verstehen ist, lässt sich nicht mit Gewissheit sagen, doch immerhin schrieb er während der Arbeit an einen Freund: „Ich will dem Schicksal in den Rachen greifen. Ganz niederbeugen soll es mich gewiss nicht!“

Sarah Christian, Foto: sarah-christian.de

Sarah Christian · Violine

Sarah Christian, geboren in Augsburg, schloss ihr Studium am Mozarteum Salzburg mit höchster Auszeichnung ab, um danach bei Antje Weithaas an der Hochschule für Musik Hanns Eisler in Berlin zu studieren. Als deren Assistentin hatte sie von 2013 bis 2016 dort ebenfalls einen Lehrauftrag inne. Wichtige Impulse erhielt die Violinistin zudem in Meisterkursen u. a. bei Thomas Brandis, Donald Weilerstein und Miriam Fried. Seit 2013 ist sie 1. Konzertmeisterin der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen. Als gefragte Solistin arbeitete sie bereits mit vielen renommierten Dirigenten und Orchestern zusammen, dabei nutzt sie immer wieder die Möglichkeit, selbst vom Pult aus zu leiten. Neben ihren vielen Erfolgen auf den Bühnen Europas, Chinas, Japans, in Südamerika und den USA ist Sarah Christian Preisträgerin zahlreicher Wettbewerbe. Sie wurde u. a. mit der Yehudi-Menuhin-Medaille und der Szymon-Goldberg-Medaille ausgezeichnet – zuletzt erhielt sie den 2. Preis (bei Nichtvergabe des 1.) beim ARD Musikwettbewerb 2017. Auch als Kammermusikerin ist sie gerngesehener Gast vieler bedeutender Festivals.

Reinhard Goebel, Foto: Wolf Siloveri

Reinhard Goebel · Dirigent

Als „Ikone der Alten Musik“ verehrt ihn die Süddeutsche Zeitung und als „Erleuchtung in einem Meer von Mittelmäßigkeit“ pries ihn die New York Times. Reinhard Goebel, mit vielen Preisen und Ehrungen – Buxtehude-Preis, Telemann-Preis, Staatspreis des Landes Nordrhein-Westfalen, Bach-Medaille der Stadt Leipzig u. a. – ausgezeichnet, war Gründer und 33 Jahre lang Leiter der legendären Musica Antiqua Köln. Mit seiner Fähigkeit, als Dirigent auf einzigartige Art und Weise die Leidenschaft für Musik mit einer akribischen Quellenkenntnis zu amalgamieren, inspiriert, fesselt und polarisiert er die zeitgenössische Orchester-landschaft. Er ist auf das Repertoire des 17. und 18. Jahrhunderts spezialisiert und als Ver-mittler der historischen Aufführungspraxis ein weltweit gefragter Spezialist. So arbeitet er regelmäßig mit Klangkörpern wie den Berliner Philharmonikern, der Sächsischen Staatskappelle Dresden, den deutschen Rundfunk-Sinfonieorchestern, der Academy of Ancient Music sowie den Sinfonieorchestern von Taipei, Melbourne und Sydney u. a. zusammen. Er ist in der Nachfolge von Nikolaus Harnoncourt Professor für historische Aufführungspraxis am Mozarteum Salzburg und seit Mai 2018 zudem künstlerischer Leiter der Berliner Barock Solisten. Vielfach preisgekrönte CD-Aufnahmen mit Reinhard Goebel liegen bei allen großen Labels vor. 2015 wurde er vom BBC Music Magazine in die Liste der 20 besten Geiger aller Zeiten gewählt.