5. Sinfoniekonzert

Sergej Rachmaninow

Konzert für Klavier und Orchester
Nr. 4 g-­Moll op. 40

 

Dmitri Schostakowitsch

Sinfonie Nr. 11 g-­Moll op. 103,
Das Jahr 1905

Dirigat: Hermann Bäumer
Klavier: Anna Vinnitskaya

Das 5. Sinfoniekonzert steht ganz im Zeichen russischer Komponisten. Ge­neralmusikdirektor Hermann Bäumer und das Philharmonische Staatsorches­ter Mainz arbeiten erneut mit der phä­nomenalen russischen Pianistin Anna Vinnitskaya zusammen.

Das vierte und zugleich letzte Konzert für Klavier und Orchester von Sergej Rachmaninow spricht eine ganz andere Sprache als seine Vorgän­ger: Es ist progressiver, weniger ro­mantisch­-schwelgerisch und in der Harmonik inspiriert vom Jazz, mit dem Rachmaninow im amerikanischen Exil nach seiner Flucht von 1917 in Be­rührung kam. Der Komponist stand zu dieser Zeit zwischen den Welten, er komponierte als Weltbürger, bezeich­nete seine Musik aber als originär rus­sisch. In dem hochkomplexen, puzzle­ artig angelegten Werk stehen schmet­ternde Tutti, melancholische Soli und jazzige Rhythmen einander gegenüber. Aufgrund seiner Spontaneität und kräf­tigen Farbgebung hat es mit dem sonst überwiegend düster-verhaltenen Spät­ werk Rachmaninows wenig zu tun. Zudem erweist sich die von zarten Ly­rismen durchzogene Komposition als überaus innovativ, da jeder der drei Sätze – erstmals in der Geschichte des Konzertgenres – als kunstvoll durch­ komponierte Variationsform angelegt ist.

„Meine Pflicht ist es, für das Volk, im Namen des Volkes zu sprechen“, formulierte Dmitri Schostakowitsch – und ließ offen, ob er sich damit für oder gegen das Sowjetregime aussprach. Auch seine Sinfonie Nr. 11 ist eindeutig zweideutig: Mit ihren zahlreichen Zita­ten von Arbeiter­ und Revolutionslie­dern lässt sie sich als Zustimmung, aber vielmehr noch als Protest gegen die Mächtigen hören. Hinter dem Werk steht ein klares Programm, eine Nacherzäh­lung des Petersburger Blutsonntags, dem brutal vom zaristischen Militär niedergeschlagenen Arbeiteraufstand am 9. November 1905. Die Spannung vor dem Palast, die Macht des Zaren, der Lärm der Kanonen und die Auf­bruchsstimmung der Arbeiterschaft – all das ist in der Musik zu hören, die sich zugleich als Kritik an der damali­gen sowjetischen Gegenwart lesen lässt: Der Komposition vorangegangen waren die Ereignisse des Herbstes 1956, als der Volksaufstand in Ungarn von sowjetischen Truppen niedergeschla­gen worden war.