4. Sinfoniekonzert

Karl Weigl

Old Vienna.
Tänze aus Wien

 

Erich Wolfgang Korngold

Konzert für Violine und Orchester
D­-Dur op. 35

 

Alexander Zemlinsky

Sinfonie Nr. 1 d-­Moll

Dirigat: Patrick Lange
Violine: Hyeyoon Park

Dieses Programm vereint Komponis­ten, deren künstlerische Heimat Wien war, die aufgrund ihrer jüdischen Abstammung jedoch ins Exil flüchten mussten und dort mit ihren Werken des fernen Sehnsuchtsorts gedachten:

Old Vienna (Alt-­Wien) nannte Karl Weigl eine nostalgische Fantasie für Orchester, mit der er sich 1939 beim New Yorker Publikum vorstellte. Sie ist in freier Anlehnung an den Walzer­könig Johann Strauß konzipiert, ein Potpourri wienerisch anmutender Ländler­ und Walzerthemen, ein Klein­od aus leuchtenden Klangfarben und berauschender Melodik.

Erich Wolfgang Korngold galt in den 1910er und 20er Jahren als das kompositorische Wunderkind Europas. Durch die Flucht nach Amerika verän­derte sich sein Weg drastisch und er wurde der Begründer der sinfonischen Filmmusik Hollywoods. Nach dem Zweiten Weltkrieg versuchte er, durch eine bewusste Hinwendung zu den tra­ditionellen Gattungen in Europa wieder Gehör zu finden und an alte Erfolge anzuknüpfen. Sein Violinkonzert von 1945 ist das erste große Werk dieser Neuausrichtung, doch gehen über zehn Jahre als Filmmusik-­Komponist nicht spurlos vorüber: Korngold hüllt sein Kon­zert in einen schwelgerischen Sound, der einem Hollywood­-Blockbuster alle Ehre gemacht hätte. Später wurde das Vio­linkonzert als „Hollywood Concerto“ abgetan – Korngolds spätromantisch­ tonale Musik erschien unzeitgemäß –, mittlerweile zählt es jedoch zu den großen Violinkonzerten des 20. Jahr­hunderts. Der Solopart ist gespickt mit den aberwitzigsten Schwierigkeiten, die die international preisgekrönte Geigerin Hyeyoon Park mit stilvoller Virtuosität souverän zu meistern vermag.

Auch für den zweiten Teil des Kon­zertes hat der Dirigent Patrick Lange ein reizvolles Werk ausgewählt, das es nur selten auf den Radar der größeren Orchester schafft: die Sinfonie Nr. 1 von Alexander Zemlinsky. Der Lehrer von Weigl wie auch von Korngold ist als Komponist vor allem durch seine Opern in den Blickpunkt gerückt, nachdem man ihn lange Zeit nur als Randfigur im Umkreis der Wiener Moderne wahrgenommen hatte. Mit der Musik von Johannes Brahms und Gustav Mahler aufgewachsen, zeit­lebens sich für Schönberg einsetzend, stand Zemlinsky gewissermaßen an einer Nahtstelle der Musikgeschichte, zwischen der romantischen Tradition und der Avantgarde des Schönberg­ Kreises, dessen Schritt in die Atonali­tät er nicht mehr mitvollziehen konnte. Sein Jugendwerk aus dem Jahr 1892 besitzt eine dramatisch­-zupackende Anlage, seine ruhigen, lyrischen Momente zeugen jedoch von einem nach innen gekehrten Blick, in wel­chem das Zerbrechliche der Schönheit zu jeder Sekunde durchschimmert.