4. Sinfoniekonzert im Rahmen des 8. Mainzer Komponistenportraits

Ulvi Cemal Erkin

Köçekçe
Suite (Tanz-Rhapsodie) für Orchester

Ludwig van Beethoven

Konzert für Klavier und Orchester
Nr. 3 c-Moll op. 37

Fazıl Say

Istanbul Senfonisi
(Istanbul Sinfonie – Sinfonie Nr. 1)

Klavier: Fazıl Say
Ney: Burcu Karadağ
Kanun: Hakan Güngör
Percussion: Aykut Köselerli
Dirigat: Hermann Bäumer

Das 8. Mainzer Komponistenportrait ist dem türkischen Pianisten und Komponisten Fazıl Say gewidmet, der zu den aufregendsten Künstlerpersönlichkeiten der Klassikszene zählt. Er ist bekannt für unkonventionelle Interpretationen und seine ungewöhnlichen Programme, in denen sich regelmäßig die musikalischen Welten von Tradition und Gegenwart, Klassik und Jazz, Orient und Okzident begegnen. Den Auftakt des spannungsvollen Wochenendes mit und zu Fazıl Say bildet das facettenreiche Programm des 4. Sinfoniekonzertes: Zu Beginn erklingt die Tanzrhapsodie Köçekçe, eine Suite für Orchester des türkischen Komponisten Ulvi Cemal Erkin. Der Name des Stückes leitet sich von der osmanischen Tradition der Tanzknaben, der Köçeks ab. Die Suite bezieht sich auf die Begleitmusik zu deren Tanz und spiegelt die für die türkische Musik charakteristischen Harmonien, Melodien und Rhythmen wider.
Anschließend ist Fazıl Say als Solist in Ludwig van Beethovens 3. Klavierkonzert op. 37 in c-Moll zu hören, einem Hauptwerk der Wiener Klassik von höchst virtuosem Zuschnitt. Wer bei Beethoven das Schicksal an die Pforte klopfen hören möchte, der wird in diesem Werk fündig: Das tragisch grundierte Stück wirkt in manchem wie ein Vorläufer seiner 5. Sinfonie. Während die ersten beiden Klavierkonzerte noch äußerst konventionell und unter dem spürbaren Einfluss der Mozartschen Konzertform geschrieben wurden, gilt das dritte als das erste Werk, in welchem Beethoven zu einem eigenen Stil findet. Die Themen sind alles andere als mozartisch ausgefeilt, sondern eher einfach gehalten, ja plakativ.
Und Beethoven bringt diese Themen immer und immer wieder, geradezu obsessiv und damit auch eindringlich für die Zuhörer*innen. Es geht nicht mehr nur um ein Zurschaustellen von Virtuosität oder um Dialoge von Klavier und Orchester. Vielmehr beteiligt Beethoven das Soloinstrument stärker als sein Vorbild Mozart an der Formgestaltung, integriert es nicht selten in den Orchesterpart.
Meeresrauschen eröffnet und schließt die großformatige Istanbul Senfonisi von Fazıl Say. Dazwischen begegnet den Hörer*innen das Portrait einer Stadt, die so vielfältig ist wie die sieben Sätze, die der Komponist ihr widmet, angelehnt an die sieben Hügel, auf denen sie erbaut wurde.
„Istanbul kann man nicht erzählen mit Clustern, Atonalität oder Zwölftontechnik. Istanbul muss man zum Teil romantisch oder nostalgisch erzählen. Es kommt nichts Avantgardistisches vor, aber dennoch Neues, denke ich, um diesem Brückenbau von Westen nach Osten gerecht zu werden.“