Großes Haus
Konzerteinführung Auftakt
19:00 Uhr, Zuschauerraum
Fr 7.10.2022 20:00 Uhr
Sa 8.10.2022 20:00 Uhr
Ludwig van Beethoven
Die Geschöpfe des Prometheus op. 43
Auszüge aus der Ballettmusik
Franz Liszt
Klavierkonzert Nr. 1 Es-Dur S 124
Alfonso Castaldi
Marsyas. Poemo sinfonico
Zum Start in die Konzertsaison haben Generalmusikdirektor Hermann Bäumer und das Philharmonische Staatsorchester ein Programm gewählt, das sich großteils auf Figuren der antiken Mythologie bezieht. Der gefeierte italienische Tänzer und Choreograf Salvatore Viganò beauftragte Ludwig van Beethoven im Jahr 1800 Musik für das Ballett Die Geschöpfe des Prometheus zu komponieren, eine allegorische Geschichte, die auf der Prometheussage beruht. Leider sind sowohl die Choreografie als auch das Libretto verschollen, einzig Beethovens Musik ist erhalten geblieben. Während die Ouvertüre schon zu Beethovens Lebzeiten häufig einzeln aufgeführt wurde und heute zum Standardrepertoire gehört, ist die Ballettmusik deutlich seltener zu hören.
Unbekannter ist das Abschlusswerk des Abends, das sinfonische Gedicht Marsyas des italienisch-rumänischen Komponisten, Dirigenten und Musikpädagogen Alfonso Castaldi. Das mitreißend-dramatische Poem erzählt mit farbenreicher Klangpalette von seinem Namensgeber Marsyas, der so lustvoll auf der Doppelflöte spielte, dass er den Gott Apoll zum Wettstreit herausforderte und besiegte, woraufhin dieser ihn bei lebendigem Leib häuten ließ. Marsyas und Prometheus gelten seit der Antike als Inbegriff mangelnden Respekts gegenüber den Göttern und darauf unerbittlich folgender Bestrafung. In beiden Mythen geht es um ein explizites Machtgefälle und die gewaltsame Wiederherstellung verletzter Autorität, um grausame Körperstrafen und um menschliche Grenzerfahrungen zwischen physischem Schmerz und seelischer Pein.
Musikalische Grenzerweiterungen dann im Mittelteil des Konzerts: Bereits mit 19 Jahren skizzierte Franz Liszt erste Ideen für das Es-Dur-Klavierkonzert. Allerdings vergingen 25 Jahre, mit zahlreichen Umarbeitungen, bis zur Uraufführung 1855 in Weimar. Das Ergebnis war jedoch bestechend – schon der Aufbau dieses Konzerts ist bemerkenswert. Denn Liszt schrieb nicht, wie es für ein Konzert der Zeit üblich war, drei Sätze, sondern vier. Noch dazu sind die Sätze thematisch verzahnt und gehen ineinander über, die einzige Zäsur bildet der Übergang vom dritten zum vierten Satz. Béla Bartók beschrieb das Konzert als „die erste vollkommene Verwirklichung der zyklischen Sonatenform, bei der gemeinsame Themen nach dem Variationsprinzip behandelt werden“. In diesem Konzert hat sich ein großer Pianist die Bühne für seine begnadete Virtuosität geschaffen. Welch ein Spielfeld für eine Künstlerin wie Martina Filjak!