1. Sinfoniekonzert

Ludwig van Beethoven

Die Geschöpfe des Prometheus op. 43
Auszüge aus der Ballettmusik

 

Franz Liszt

Klavierkonzert Nr. 1 Es-Dur S 124

 

Alfonso Castaldi

Marsyas. Poemo sinfonico

Dirigent: Hermann Bäumer
Klavier: Martina Filjak

Zum Start in die Konzertsaison haben Generalmusikdirektor Hermann Bäumer und das Philharmonische Staatsorches­ter ein Programm gewählt, das sich großteils auf Figuren der antiken Mytho­logie bezieht. Der gefeierte italienische Tänzer und Choreograf Salvatore Viganò beauftragte Ludwig van Beethoven im Jahr 1800 Musik für das Ballett Die Geschöpfe des Prometheus zu kom­ponieren, eine allegorische Geschichte, die auf der Prometheussage beruht. Leider sind sowohl die Choreografie als auch das Libretto verschollen, ein­zig Beethovens Musik ist erhalten ge­blieben. Während die Ouvertüre schon zu Beethovens Lebzeiten häufig ein­zeln aufgeführt wurde und heute zum Standardrepertoire gehört, ist die Ballettmusik deutlich seltener zu hören.

Unbekannter ist das Abschlusswerk des Abends, das sinfonische Gedicht Marsyas des italienisch-­rumänischen Komponisten, Dirigenten und Musik­pädagogen Alfonso Castaldi. Das mitreißend-­dramatische Poem erzählt mit farbenreicher Klangpalette von seinem Namensgeber Marsyas, der so lustvoll auf der Doppelflöte spielte, dass er den Gott Apoll zum Wettstreit herausforderte und besiegte, worauf­hin dieser ihn bei lebendigem Leib häuten ließ. Marsyas und Prometheus gelten seit der Antike als Inbegriff mangelnden Respekts gegenüber den Göttern und darauf unerbittlich fol­gender Bestrafung. In beiden Mythen geht es um ein explizites Machtgefälle und die gewaltsame Wiederherstel­lung verletzter Autorität, um grausame Körperstrafen und um menschliche Grenzerfahrungen zwischen physischem Schmerz und seelischer Pein.

Musikalische Grenzerweiterungen dann im Mittelteil des Konzerts: Be­reits mit 19 Jahren skizzierte Franz Liszt erste Ideen für das Es­-Dur-­Klavier­konzert. Allerdings vergingen 25 Jahre, mit zahlreichen Umarbeitungen, bis zur Uraufführung 1855 in Weimar. Das Ergebnis war jedoch bestechend – schon der Aufbau dieses Konzerts ist bemerkenswert. Denn Liszt schrieb nicht, wie es für ein Konzert der Zeit üblich war, drei Sätze, sondern vier. Noch dazu sind die Sätze thematisch verzahnt und gehen ineinander über, die einzige Zäsur bildet der Übergang vom dritten zum vierten Satz. Béla Bartók beschrieb das Konzert als „die erste vollkommene Verwirklichung der zyklischen Sonatenform, bei der ge­meinsame Themen nach dem Variati­onsprinzip behandelt werden“. In die­sem Konzert hat sich ein großer Pianist die Bühne für seine begnadete Virtuo­sität geschaffen. Welch ein Spielfeld für eine Künstlerin wie Martina Filjak!