1. Sinfoniekonzert

Eduard Tubin
Estnische Tanzsuite ETW 15

Sergej Prokofjew
Konzert für Violine und Orchester Nr. 1 D-Dur op. 19

Jean Sibelius
Lemminkäinen – Vier Legenden op. 22 

Naoya Nishimura • Violine
Anu Tali • Dirigentin

Die Dirigentin Anu Tali eröffnet das 1. Sinfoniekonzert mit der Estnischen Tanzsuite ihres Landsmannes Eduard Tubin, der bis heute als der bedeutendste Symphoniker Estlands gilt. Als Kind begegnete er in seinem kleinen Heimatdorf einem Fiedler und lernte durch diesen die estnische Volksmusik kennen. Auch später als Erwachsener sammelte er leidenschaftlich gern die Lieder seiner Heimat, um sie – wie die ungarischen Komponisten Béla Bartók und Zoltán Kodály, die Tubin stark prägten – in seinen Werken zu verarbeiten.

Nicht Fiedler, sondern Konzertmeister des Philharmonischen Staatsorchesters Mainz ist hingegen Naoya Nishimura, der als Solist in Sergej Prokofjews 1. Violinkonzert vor „sein“ Orchester tritt. Das Werk bietet ungeheure, im Grunde nicht vermittelbare Gegensätze, einerseits modernistische Maschinenmusik mit viel Tempo, andererseits nostalgische Sentimentalität.

Die als Lemminkäinen-Suite bekannten Vier Legenden von Jean Sibelius entstanden noch vor seiner ersten Sinfonie. Beeindruckt von Richard Wagners Opern war in ihm die Idee gereift, ein eigenes großes Opernprojekt zu starten, das auf dem finnischen Nationalepos Kalevala basieren sollte. Nach der Ouvertüre geriet die Arbeit jedoch ins Stocken, es schien nicht die richtige Musikform für ihn zu sein. Inspiriert von Franz Liszts sinfonischen Dichtungen beschloss er, statt der Oper ein größeres Orchesterwerk zu schreiben, weiterhin mit einer Hauptfigur aus Kalevala: Lemminkäinen ist ein jugendlicher Held, eine Art Mischung aus Siegfried und Don Juan. Mit dieser Suite von Tondichtungen fand Sibelius endgültig zu seinem eigenständigen, unverwechselbaren Stil. 

Naoya Nishimura (Foto: Andreas J. Etter)

Naoya Nishimura · Violine

Naoya Nishimura wurde in Osaka, Japan geboren. Mit vier Jahren erhielt er seinen ersten Geigenunterricht und beschloss bereits mit zwölf Jahren, beeindruckt von Ivry Gitlis, Berufsmusiker zu werden. Von 2000 bis 2003 besuchte er das – als beste Einrichtung Japans anerkannte – Staatliche Musikgymnasium Tokyo. 2001 gab er sein Deutschlanddebüt als 1. Preisträger des Internationalen Yfrah-Neaman-Wettbewerbs mit dem Philharmonischen Staatsorchester Mainz, wenig später folgte sein umjubeltes Debütrezital in seiner Heimatstadt Nagoya. Als Stipendiat der japanischen Regierung setzte er 2003 seine Studien bei Prof. Roman Nodel an der Musikhochschule Mannheim fort. Nach zwei Jahren in der Akademie des Sinfonieorchesters des Bayerischen Rundfunks war er von 2010 bis 2011 1. Konzertmeister der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz und von 2012 bis 2013 in gleicher Position bei den Hamburger Symphonikern. Naoya Nishimura ist seit 2014 1. Konzertmeister beim Philharmonischen Staatsorchester Mainz. In den letzten Jahren bereicherte die Zusammenarbeit mit Persönlichkeiten wie Heinz Holliger, Brett Dean, Ludovit Kanta und Andrea Bacchetti sein musikalisches Schaffen. Seine Konzerte als Solist und Kammermusiker werden von Publikum und Fachpresse gleichermaßen gefeiert und Konzertmitschnitte sind regelmäßig in Radio- und Fernsehsendern wie dem BR, SWR und der japanischen NHK zu erleben. 

CD-Aufnahmen seines Wirkens sind im Mainzer Musikalien-Zentrum erhältlich.

Anu Tali (Foto: Cadri Tali)

Anu Tali · Dirigentin

Als eine der faszinierendsten jungen Dirigentinnen der heutigen Szene gehört Anu Tali einer neuen Generation von Künstler*innen an, die auf der Suche nach frischen musikalischen Ideen sind. Sie wird von der internationalen Presse als „charismatisch, brillant und energetisch“ gefeiert. Seit 2013 ist Anu Tali Music Director des Sarasota Symphony Orchestra. Daneben bleibt sie Chefdirigentin des von ihr und ihrer Zwillingsschwester 1997 gegründeten Nordic Symphony Orchestra, das besonders kulturelle Kontakte zu den nordischen Nachbarländern fördert. In Estland geboren, begann Anu Tali ihre musikalische Ausbildung als Pianistin. Ihr Dirigierstudium absolvierte sie an der Estnischen Musikakademie und vervollkommnete es in St. Petersburg, Moskau und Helsinki u. a. bei Ilya Musin und Jorma Panula. Die mit vielen internationalen Preisen ausgezeichnete Dirigentin tritt regelmäßig mit Orchestern weltweit auf, darunter u. a. Tokyo Philharmonic Orchestra, Orchestre National de France, New Jersey Symphony Orchestra, Göteborger Symphoniker und Swedish Radio Symphony Orchestra. In Deutschland leitete sie bereits das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin, das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, das Berliner Konzerthausorchester, die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen und das Ensemble Modern.